Birgit Mahlmann, Physiotherapeutin in Hannover, sorgte mit ihrem Vortrag im wahrsten Sinne des Wortes für Bewegung beim Fachkongress.

Wie jede*r inzwischen weiß ist Bewegung ein elementarer Bestandteil der Lebensqualität. Wem Bewegung fehlt – weil er oder sie einen Schreibtischjob hat, viel im Auto unterwegs ist oder eben im Rollstuhl sitzt – bei dem stellen sich über kurz oder lang Beschwerden ein.

Für Rollifahrer hat dies noch weit schwerwiegendere Folgen als für bewegungsmuffelige Fußgänger:

eine geschwächte Rumpfmuskulatur bringt Einschränkungen in der dreidimensionalen Beweglichkeit mit sich und belastet die inneren Organe noch zusätzlich durch die dauerhafte Sitzposition im Rolli.

Birgit Mahlmann empfiehlt daher, dass man sich mindestens einmal am Tag vom Rollstuhl in die Bauchlage begeben sollte. Die Veränderung der Position bedeutet, dass andere Schwerkraftverhältnisse auf den Körper wirken.

Zusätzlich stellte sie im Rahmen ihres Vortrags einige Übungen vor, die man ganz gut in den Tag einbauen und so Bewegungselemente in den Alltag (auch den am Schreibtisch) integrieren kann.

Die Übungen, die zum Teil sehr schöne und selbsterklärende Bezeichnungen tragen wie „keine Ahnung“ oder „nach den Sternen greifen“ sollen in nächster Zeit auch verfügbar gemacht werden, aber für alle, die es nicht erwarten können, kommt hier schon mal ein kleiner Vorgeschmack:

1. Keine Ahnung

Die Schultern und Arme werden nach unten gestreckt, die Hände leicht nach außen überstreckt. Dann die Schultern in Richtung der Ohren ziehen, die Fingerspitzen zeigen nach unten.

2. Eingeklemmte Briefmarke

Bei geradem Rücken die Schulterblätter in die Mitte ziehen – als ob man zwischen ihnen eine Briefmarke einklemmen wollte.

3. Armkreise

Beide Arme in großen Kreisen seitlich am Körper vorbei bewegen.

4. Aufgehaltene Hand

Ein Arm wird mit nach oben gedrehter Handfläche nach vorne gestreckt, der andere Arm wird angewinkelt, Ellenbogen nach hinten recken, danach wechseln.

5. Nach den Sternen greifen

Beide Arme weit nach oben strecken, als ob man mit den Händen etwas von der Decke pflücken wollte. Das Gewicht wird dabei abwechselnd von einer Körperseite zur anderen verlagert.

6. Halbe Schraube

Die linke Hand greift zum rechten Knie, während der rechte Arm seitlich nach hinten gestreckt wird. Den Oberkörper bei der Bewegung mitnehmen.

7. Das Tor

Die Finger beider Hände verschränken, Arme nach oben strecken und dann die Handfläche nach oben zur Decke drehen. Wie beim Nach-den-Sternen-greifen auch hier das Gewicht von einer Seite des Gesäß auf die andere verlagern.

8. Windmühle

Armkreise wie oben, nur bei beiden Armen in entgegengesetzter Drehrichtung – das Ganze mit Richtungswechsel.

9. Turmspitze

Die Hände über kreuz verschränken, dann die Arme nach oben recken und den Rumpf von einer Seite zur anderen drehen.

10. Katzenbuckel

Die Unterarme auf die Knie stützen, den Oberkörper nach vorne beugen und den Rücken rund werden lassen, danach den Oberkörper leicht aufrichten und ein Hohlkreuz andeuten.

11. Ableger

Bei dieser Übung nicht zu überambitioniert sein, damit man nicht das Übergewicht nach vorne bekommt und fällt: nach vorne beugen, bis die überkreuzten Hände die Füße berühren und dabei „in den Rücken Atmen“. Danach langsam wieder aufrichten.

Wer sich regelmäßig bewegt, beugt degenerativen Veränderungen vor und erhält sich seine Beweglichkeit. Bewegungselemente in den Tag zu integrieren ist wichtig für Fußgänger und Rollifahrer. Mitmach-Videos, die zeigen, wie die Bewegungen richtig ausgeführt werden, gibt es viele (z.B. von der Gymnastiklehrerin und YouTuberin Gabi Fastner https://youtu.be/PJ84jd9mlM0?feature=shared oder auf der Seite des deutschen Rollstuhl-Sportverbands).

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